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Zur Geschichte von Kornelimünster

Dr. Rudolf Wagemann

Varnenum: Gallo-römisches Erbe
Die bekannte Geschichte des Ortes Kornelimünster begann vor mehr als 2000 Jahren: Nachdem der römische Konsul und spätere Alleinherrscher Caesar um das Jahr 50 vor Christus die Grenze des Römischen Reiches bis an den Rhein vorgeschoben hatte, gehörte unsere Heimat zur Provinz Germania Inferior. -

Bei ersten archäologischen Grabungen (ab 1907) wurden, nur wenige 100 m östlich des Ortes Kornelimünster, Tempel und Priesterwohnungen freigelegt.

Nach einer dabei aufgefundenen Weihegabe für eine Gottheit namens „Varneno“ heißt die entdeckte weitläufige gallo-römische Siedlung „Varnenum“. Die frühesten Funde entstammen dem 1. vorchristlichen Jahrhundert. Unweit davon kreuzten sich wichtige römische Verkehrswege: Die Straßen von Köln nach Bavai in Nordfrankreich und von Aachen in die Eifel und weiter nach Trier. Die Ansiedlung Varnenum diente nicht zuletzt der Sicherung des Indeübergang im Tal. Interessant war unsere Region für die Römer wegen ihrer Bodenschätze: Eisen, Blei und Galmei (Messingherstellung).

Musterabtei Inda/Inden
Runde 800 Jahre danach folgte Kaiser Ludwig, der Fromme (778 - 840) im Jahr 814 seinem Vater Karl, dem Großen, als Herrscher über das Frankenreich. Nur wenig später holte Kaiser Ludwig, zur Planung und Durchführung einer Klosterreform, Abt Benedikt von Aniane (750 - 821) an seinen Hof. - Benedikt hieß ursprünglich Witiza, entstammte westgotischem Adel und wurde am fränkischen Königshof zum Krieger erzogen. Nach einem traumatischen Erlebnis wurde aus dem Krieger Witiza der Mönch Benedikt. Nach einer ersten sehr erfolgreichen Klostergründung auf dem väterlichen Besitz in Aniane bei Montpellier in Südfrankreich, hieß er fortan: Abt Benedikt von Aniane. Sein besonderes Anliegen war, die bewährte Mönchsregel des Ordensgründers Benedikt von Nursia (480 – 547) in den fränkischen Klöstern einheitlich durchzusetzen. Die Einheitlichkeit war, auch nach der Vorstellung Kaiser Ludwigs, unbedingt erforderlich, da die Vielzahl der Klöster mit ihren Scriptorien und Bibliotheken das kulturelle Gerüst des Frankenreiches bildete. Zur Durchführung einer so wichtigen Klosterreform sollte, nicht zu nah beim geschäftigen Kaiserhof in Aachen, aber doch für Kaiser Ludwig, zur Beratung mit Abt Benedikt schnell erreichbar, ein Musterkloster entstehen zum Eignungsnachweis des Reformkonzeptes. Die Gründung dürfte anlässlich der 1. Aachener Reichssynode zur Klosterreform im Jahr 816 erfolgt sein. Im Folgejahr 817, rechtzeitig zur 2. Reformsynode, wird Kaiser Ludwig an Abt Benedikt die Schlüssel der Musteranlage übergeben haben, die unter dem besonderen Königsschutz stand. Damit verbunden waren für die dem Salvator Mundi, dem Erlöser der Welt, geweihte Abtei Inda (oder: Inden) Immunität, d. h. Reichsunmittelbarkeit und freie Abtwahl. Die 1. erhaltene kaiserliche Urkunde gewährte der Abtei am 8. 2. 821 Zollbefreiung im gesamten Frankenreich. Drei Tage später, am 11. 2. 821 starb Benedikt in Inda, wohin er gebracht worden war nach einem Zusammenbruch am Kaiserhof in Aachen. - Um dem Musterkloster Inda höchstes Ansehen zu sichern, hatte Kaiser Ludwig Abt Benedikt großzügig mit drei „Evangelischen“ oder „Herren“- Reliquien aus dem Schatz Karls des Großen beschenkt:

Dem Schürztuch (linteum Domini) - Schürze Jesu bei der Fußwaschung seiner Jünger,
Dem Grabtuch (sindon munda) - zur Einhüllung von Jesu Körper vor der Grablegung
Dem Schweißtuch (sudarium Domini) - zur Einhüllung von Jesu Kopf vor der Grablegung

Auch bei den Nachfolgern Ludwigs blieb der Musterabtei Inda die kaiserliche Gunst erhalten: Die Kaiser Otto I., Otto II. und Otto III. bestätigten Inda die Immunität. Der Letztgenannte verlieh der Abtei zudem im Jahr 985 das Markt- und das nicht ausgeübte Münzrecht. - Insgesamt 57 Äbte, meist adliger Herkunft, folgten Gründungsabt Benedikt von Aniane nach bis zur Auflösung der Reichabtei durch das napoleonische Konsulardekret vom 9. Juni 1802.

Wallfahrtsort - Corneliusmünster
Ein für die Reichsabtei Inda schicksalhafter Reliquientausch kam um das Jahr 875 zustande. Durch Vermittlung König Karls des Kahlen von Westfranken, des jüngsten Sohnes Kaiser Ludwig des Frommen, erhielt Inda von Compiegne die Schädel- und Armreliquie des Papstes Cornelius und das Haupt des Märtyrers und bedeutenden Kirchenlehrers Cyprianus gegen die Hälfte des Grabtuches. - Dadurch entwickelte sich die dem Erlöser geweihte Musterabtei Inda zu einem Anziehungspunkt für Wallfahrer, die besonders beim heiligen Cornelius Hilfe für ihre an der erblichen, damals häufigen und unheilbaren Fallsucht (Epilepsie) leidenden Angehörigen suchten. - Vom lateinischen Wort „cornu“ (Horn) leitet sich der Name des immer mit dem Horn dargestellten Heiligen ab. Er galt als Schutzpatron des für das Leben der Menschen so wichtigen Hornviehes. Der feste Glaube der mittelalterlichen Menschen an die Hilfe ihrer Schutzpatrone ließen den Wallfahrtsbetrieb so rasch anwachsen, dass der Name „Inda“ ab dem 13. Jahrhundert allmählich durch „Corneliusmünster“ (auch: „Cornelius Münster“, „Cornelymünster“) verdrängt wurde. In enger Verbindung zu Aachen findet seit dem Mittelalter, alle 7 Jahre, die Heiligtumsfahrt, zur Zeigung der Herrenreliquien in Kornelimünster, gleichzeitig mit der Aachener Heiligtumsfahrt statt, in Verbindung mit dem Kirchweihfest des dortigen Marienmünsters am 17. Juli. - Der Verehrung der Reliquien der Heiligen, Kornelius und Cyprianus (Namensfest: 16. 9.) dient die jährliche 8-tägige Kornelioktav im September. - (Seit 1937: Kornelimünster/Kornelius) Die 5-schiffige frühere Kloster– und heutige Propsteikirche St. Kornelius hat eine reiche Baugeschichte über mehr als 1000 Jahre. Der Besucher trifft auf eine der eindrucksvollsten Kirchen des Rheinlandes. Schon die äußere Ansicht zeigt typische Elemente einer Wallfahrtskirche: Über mehr als 800 Jahre, vom ersten Matryrium (um 875/ Südschiffe) bis zur Korneliuskapelle (1706/Ostseite) dienten wesentliche Erweiterungen dem Wallfahrtsbetrieb. Schon vor 1650 besuchten so große Pilgerscharen den Ort, dass Dachgalerien der Reliquienzeigung dienen mussten, um den Andrang der Gläubigen zu bewältigen. Im verkürzten äußeren Nordschiff konnte prominenten Besuchern in einer Loge eine Sonderzeigung der Heiligtümer von einem „Schaufenster“ aus geboten werden, so beim Besuch Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1911. - Bei ihrem Rundgang zur Verehrung der ausgestellten Heiligtümer können die Pilger in der Korneliuskapelle noch heute, zu ihrem Heil und Schutz, ein „Korneliusbrötchen“ und einen Trunk geweihten Wassers aus dem „Korneliushorn“ erhalten.

Residenz“Reichsabtei
Als im 17.-ten Jahrhundert König Ludwig XIV. in Versailles das Vorbild adliger Residenzen schuf, wollte auch Abt Hyazinth Alphons Graf von Suys (1713 – 1745) nicht zurückstehen. Wohl noch vor 1720 wurde, durch Abriss der alten Abteigebäude, bis auf das wuchtige, vor 1500 entstandene innere Rosstor und das davor liegende, äußere Tor aus dem Jahr 1682, ein ausreichend großes Baugrundstück geschaffen. Dort errichtete der aus Breinig stammende Baumeister Tilmann Ruland (1702 – 1762) in den Jahren 1721 - 1728 zunächst den repräsentativen Mittelteil mit Rittersaal (EG) und Abtwohnung (OG). Im Zeitraum von 1745 bis 1764 wurden die beidseitig an den Mittelteil anschließenden Flügel erbaut. - Zwei weitere südliche Flügel entstanden erst 1876, nach Ankauf durch den preußischen Staat zur Unterbringung eines katholischen Lehrerseminars. Von 1936 bis 1944 war in der Abtei das Heimatmuseum des Landkreises Aachen untergebracht.

Das Münsterländchen
Zu der an Gründungsabt Benedikt übergebenen Musterabtei gehörten auch Königsgüter und Königsland, ohne die eine solche Einrichtung nicht lebensfähig gewesen wäre. Mit der Schenkung der „Villa Gressenich“, umfassend die Orte Gressenich, Mausbach und Werth, durch Kaiser Ludwig, den Deutschen, im Jahr 842 umfasste das „Staatsgebiet“ der Reichsabtei runde 100 qkm. Zu dieser Fläche gehörte auch die „Herrschaft Eilendorf“, die geistlich jedoch unabhängig war.

Grundbesitz außerhalb des Münsterländchens
Neben dem eigentlichen Münsterländchen wuchs im Mittelalter der Territorial – und Grundbesitz der Reichsabtei durch großzügige Schenkungen ganz erheblich weiter an. Besonders bedeutende Besitzerweiterungen verdankte die Reichsabtei den Pfalzgrafen, die ihr auch als Vögte nahestanden. Dazu zählt vor allem die Hälfte des ausgedehnten Villewaldes zwischen Erft und Rhein von Bergheim bis Kerpen mit den Orten Ober – und Niederaussem, Glessen sowie 5 weiteren. - In der östlichen Voreifel gelangte ein wesentlicher Teil des Flamersheimer Waldes mit den Dörfern Ober – und Niederkastenholz an die Reichsabtei. - Im heutigen Belgien, in Flandern, Brabant und an der Maas hatte die Reichsabtei umfangreichen Grundbesitz in 35 Orten zwischen Schelde und Maas. - Den abteilichen Weinkeller konnten die Mönche vom Ertrag ausgedehnter Weinberge zwischen Bacharach und Bingen füllen, die von den Burgen „Soneck“ und „Reichenstein“ geschützt wurden.

Gemeinde Kornelimünster
Mit dem Frieden von Lunéville vom 9. Februar 1801 trat das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ das linke Rheinufer an die Französische Republik ab. Am 2. 9. des gleichen Jahres wurde im abgetretenen Gebiet die französische Verfassung eingeführt. Jeder Bewohner, der den feierlichen Eid auf sie leistete, war damit französischer Staatsbürger! - Ebenfalls 1802 wurde mit der „Mairie Cornelymünster“ die Verwaltungsform der „Gemeinde Kornelimünster“ für die nächsten 170 Jahre geschaffen, bis der Ort Kornelimünster 1972 Stadtteil von Aachen wurde. - Auf kaiserliches Dekret von 1804 entstand, als 1. moderne Straße von Aachen nach Trier, die spätere Bundesstraße B 258 über Kornelimünster, wo sie noch heute Napoleonsberg heißt. Im Jahr 1815 wurde unsere linksrheinische Heimat preußisch. Die Wirtschaft lief schlecht: Die neue „Rheinprovinz“ war bis 1818 vom preußischen Binnenmarkt durch nicht-preußisches Gebiet abgeschnitten. Dazu war der französische Markt verloren gegangen. - „Jahre ohne Sommer“ brachten Hungersnöte durch katastrophale Missernten (1816/ 1817). - Die Mühlenbetriebe an Inde/Iter und Vicht, zur Aufmahlung von Erzen und zum Walken von Tuch, boten nur deshalb den Menschen noch Arbeit, weil die Dampfkraft sich noch nicht allgemein durchgesetzt hatte. - Erst ab etwa 1835 minderten der Steinkohlenbergbau (Münsterbusch), Erzbergbau und Erzaufbereitung (Breinig/Breinigerberg) sowie die Startzsche Tuchfabrik (Kornelimünster), die Not der Bevölkerung. - In den genannten Betrieben fanden in guten Jahren mehr als 500 Personen Arbeit und Lohn. - Die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze in Aachen per Eisenbahn (ab 1885) und per Straßenbahn (ab 1906) sicherte den Ersatz für die zwischenzeitlich weggefallenen lokalen Arbeitsplätze. Der örtliche Eintritt ins 20. Jahrhundert begann mit Bezug des modernen Rathauses (1901), es folgte das Postgebäude (1904), Gasbeleuchtung (1905), Wasserleitung (1910), Elektrizität (1923). Während dieser 170 Jahre florierten die Steinbrüche, Kalk- und Ziegelbrennereien, weil die Bevölkerung zunahm und Häuser aus Stein bauen wollte ohne leicht brennbare Strohdächer. - Erfolge erzielte Kornelimünster im tertiären Sektor: 50 Jahre war in den Bauten der früheren Reichsabtei ein katholisches Lehrerseminar untergebracht (1876 - 1925). Seit 1906 waren die Benediktiner wieder im Ort, um die mehr als 1000-jährige Tradition des Ordens fortzusetzen. Von 1948 bis 1986 betrieb der Orden erfolgreich eine Realschule mit Internat. Nachdem die Seitenflügel der ehemaligen Reichsabtei von 1952 bis 2005 Teile des Koblenzer Bundesarchivs beherbergten, wurde im Mittelbau ein Teil der Kunstsammlung des Landes NRW untergebracht. Vor der kommunalen Neugliederung zum 1. 1. 1972 gelang es, die Einrichtung eines mehrzügigen Gymnasiums mit Dreifach-Turnhalle in Kornelimünster zu erreichen. - Es gelang jedoch nicht, die Eigenständigkeit von Kornelimünster, verbunden mit den Gemeinden Walheim und Roetgen in einer eher ländlich geprägten „Großgemeinde „Münsterland“ zu sichern. - Damit endete 1971 nach insgesamt mehr als 1150 Jahren die Selbstständigkeit von Kornelimünster!

 

Literatur: N. Kühn, „Die Reichabtei Kornelimünster im Mittelalter“/Stadtarchiv Aachen, 1982
J. Hamacher & E. Von Reth, „Die Gemeinde Kornelimünster“/Kornelimünster, 1994
L. Stresius, „Kornelimünster, Benediktinerabtei – Propsteikirche – Ort“/ Regensburg, 2014

Historischer Orskern von Kornelimünster bei Outdooracive.

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